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Ein Spaziergang über die Mathildenhöhe
Ein Plan mit eingezeichnetem Rundgang befindet sich
auf den Seiten 12 bis 13.
1
Hochzeitsturm, Ausstellungshallen, Wasserspeicher
Der Hochzeitsturm wurde aus Anlass der Vermählung
des Großherzogs Ernst Ludwig gebaut. Turm und
Ausstellungshallen (1907–1908) stammen von Joseph
Maria Olbrich. Unter den Hallen verbirgt sich das fas
zinierende Gewölbe eines gemauerten Wasserreservoirs
von 1877–1880, ein technisches Denkmal.
2
Platanenhain
Der in den 1830er Jahren angelegte Platanenhain
wurde zur Ausstellung 1914 vom Bildhauer Bernhard
Hoetger mit einer Reihe von Skulpturen und Reliefs
geschmückt, die in symbolischer Form den Kreislauf
des Lebens darstellen.
3
„
Lilienbecken“
Die Brunnenanlage vor der Russischen Kapelle wurde
anlässlich der vierten Ausstellung der Darmstädter
Künstlerkolonie im Jahre 1914 erbaut. Es ist ein Ent
wurf von Albin Müller, nach dem Tode Joseph Maria
Olbrichs, Leiter der Künstlerkolonie. Die Bodenfliesen
wurden 1993 vollständig erneuert.
4
Russische Kapelle
Die der Heiligen Maria Magdalena geweihte Kirche
wurde 1897–1899 für Zar Nikolaus II. erbaut, den
Schwager Großherzogs Ernst Ludwig. Entworfen hat
sie der Petersburger Architekt Louis Benois. Als Vorbild
diente der russische Kirchenstil des 16. Jahrhunderts.
5
„
Schwanentempel“
Von Albin Müller für die Ausstellung 1914 entworfener
reich geschmückter „Keramischer Gartenpavillon“, ur-
sprünglich in Biberschwanzdeckung.
6
Großes Haus Glückert
Joseph Maria Olbrich entwarf das Wohnhaus zur
ersten Ausstellung 1901 für den Möbelfabrikanten
Julius Glückert.
Der von Albin Müller entworfene „Schwanentempel“
Veränderungen bis heute
Nachdem die letzte Ausstellung der Künstlerkolonie
mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs ein abruptes
Ende gefunden hatte, versank die Mathildenhöhe in
einen „Dornröschenschlaf“. Die in den 1920er und
1930
er Jahren offenbar nicht mehr geschätzte Archi
tektur verschwand ebenso wie die gärtnerischen
Anlagen unter üppig wuchernder Vegetation. Die
„
Brandnacht“ 1944 riss auch auf der Mathildenhöhe
Lücken, die nicht mehr geschlossen wurden. 1963
wurden als Ergebnis eines Wettbewerbs viele noch
erhaltene Gestaltungselemente beseitigt, so dass die
Mathildenhöhe weiter an Gesicht verlor. Mit der Wieder
entdeckung des Jugendstils, die ihren Ausdruck auch
in der 1976 in Darmstadt veranstalteten Jubiläums
ausstellung „Ein Dokument Deutscher Kunst 1901–
1976“
fand, änderte sich grundlegend die Sichtweise
und Wertschätzung der baulichen Zeugnisse vom
Beginn des Jahrhunderts. Ab 1974 begann mit der
Sanierung der Ausstellungshallen die schrittweise
Rekonstruktion der städtischen Gebäude unter denk
malpflegerischen Prämissen. Heute ist sich die Stadt
Darmstadt mehr denn je der historischen Aufgabe be
wusst, die ihr mit dem Erhalt und der Pflege des Ge
samtkunstwerks Mathildenhöhe aufgetragen worden ist.